Das Konzept der offenen Tür

1. Einleitung

Das Heinrich-Jasper-Haus besteht seit 50 Jahren. „ Jung und Alt unter einem Dach.“ In fünf Jahrzehnten änderten sich permanent die zu bewältigenden Anforderungen dieser Einrichtung. Der Wandel der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die strukturellen Veränderungen in den Stadtteilen/Siedlungen setzten stets ein hohes Maß Dynamik an die Einrichtung voraus. Das Heinrich-Jasper-Haus befindet sich in der Trägerschaft des Falkenheim e.V. Die Einrichtung unterliegt den Richtlinien für Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen in freier Trägerschaft der Stadt Braunschweig. Die Gründungsmütter- und Väter vom Heinrich-Jasper-Haus handelten vor 50 Jahren nach dem Leitgedanken: „ Wer in die Zukunft will wirken, baue der Jugend ein Haus.“ Trotz aller gesellschaftlichen Veränderungen in den vergangenen fünf Jahrzehnten hat dieser Leitgedanke bis heute nichts an seiner Berechtigung und Bedeutung verloren. Dieses Konzept entstand auf der Grundlage des Rahmenkonzeptes für die offene Kinder- und Jugendarbeit in der Stadt Braunschweig von 2007. Unsere Arbeit stützt sich auf das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG)

§11 Jugendarbeit
§12 Förderung der Jugendverbände
§13 Jugendsozialarbeit
§14 Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz

und auf das jeweils gültige Rahmenkonzept der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Braunschweig. Basierend auf diesem Rahmenkonzept konzentrieren wir unsere Arbeit für die nächsten Jahre.

2. Leitbild der Arbeit

Offene Kinder- und Jugendarbeit nimmt den Jugendlichen selbst in seiner Ganzheitlichkeit in den Blickpunkt.

Deshalb muss sie dem Jugendlichen gegenüber frei von kommerziellen, parteipolitischen und ideologischen Interessen sein. Aus dem gesetzlichen Auftrag und aus der Arbeit mit den spezifischen Zielgruppen ergeben sich für die Offene Kinder- und Jugendarbeit als Sozialisationsfeld grundlegende Arbeitsgrundsätze.

Der pädagogische Praxisalltag lebt durch Pluralität. Kinder und Jugendliche aller sozialen Schichten, mit und ohne Migrationshintergrund sowie unterschiedlichster Altersgruppen finden in unserer Einrichtung einen Ort für

• Partizipation
• Selbstverwirklichung
• Begegnung
• Integration.

Der junge Mensch mit seinen Bedürfnissen ist Thema, Inhalt und Programm der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Grundvoraussetzung dieser Arbeit sind die Prinzipien der Freiwilligkeit und Offenheit. Ziel aller Bemühungen ist die Förderung und Unterstützung der Persönlichkeit und die Stärkung der Ich-Identität.

Falkenheim e.V.
Spielgelände 1

3. Angaben zur Einrichtung

Heinrich-Jasper-Haus
Tostmannplatz 12
38108 Braunschweig
Tel.: 0531/35 08 98
Email: info@heinrich-jasper-haus.de

Träger: Falkenheim e.V.
Einrichtungsgröße: 837 qm
Offene Tür: 211 qm
13 Gruppen u. Funktionsräume: 397 qm
19 Räume insgesamt
Außengelände: 2000 qm

Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 13.00 Uhr bis 20.00 Uhr
Wochenendöffnung bei Sonderveranstaltungen

Öffentliche Verkehrsmittel: Linie 416, 436, 464
Haltestelle: Tostmannplatz

Möglichkeiten:

• Töpfern, Batiken, Seidenmalerei, Papierarbeiten
• Modellbau
• Internetstation
• Computer (Flyer, Plakate erstellen, Bewerbungen schreiben)
• Billard, Kicker, Tischtennis, Elektronikdart
• Tischspiele
• Volleyball, Basketball, Fußball, Badminton
• Ferienfreizeiten, Jugendbildungsseminare
• Kinder- u. Jugendcafeteria (bewirtschaftet von Kindern und Jugendlichen)
• Kochgruppen

Mitarbeiter:

Sozialpädagoge 39,0 Std.
Sozialpädagogin 30,0 Std.
Sozialpädagogin 15,0 Std.
Erzieher 13,0 Std.
Erzieherin 07,5 Std.
Erzieherin 06,0 Std.

4. Stadtteilanalyse

Die Schuntersiedlung hat sich in den letzten fünf Jahren permanent verändert. Junge Familien sind hergezogen, die Kinder besuchen mittlerweile die GS-Schuntersiedlung. Große und teuere Wohnungen wurden eingerichtet. Dieses bedeutet nicht, das nur Einkommensstarke in der Siedlung wohnen. Die soziale Struktur reicht vom Harz IV Haushalt bis zum Akademiker. Ein großer Teil der jüngeren Bevölkerung arbeitet bei VW. Ausländische Familien oder die mit Migrationshintergrund wohnen ebenfalls mit zunehmender Tendenz in diesem Stadtteil.

In der Michelfeldersiedlung ist das soziale Spektrum wesentlich breiter gestreut. War diese Siedlung in ihrer Vergangenheit großteils von Werksangehörigen besiedelt, so trifft dieses heute nicht mehr zu. Deutsche, vor allem Jugendliche ohne Bildungsabschluss, ausländische Familien und Familien mit Migrationshintergrund fanden vermehrt in dieser Siedlung ihr Zuhause.

Die Kralenriede/Sandwüste ist vorwiegend, wenn nicht fast ausschließlich, bewohnt von einer gutbürgerlichen Herkunft. Dennoch ist auch in diesem Stadtteil eine zunehmende Anzahl von sozialschwächeren Familien und Ein-Elternfamilien festzustellen

Kinder und Jugendliche, die uns aus Teilen des Siegfriedviertels besuchen, kommen fast ausschließlich aus sehr sozialschwachen Familien. Hier ist z.B. das Problem der Kosten für die Schulverpflegung zu nennen.

Eine positive Entwicklung verzeichnen diese Stadtteile/Siedlungen in den letzten Jahren bezüglich der Vernetzung/Kommunikation. Durch die Gründung des runden Tisches (Kinder und Jugend), ursprünglich hervorgegangen aus der Stadtteilkonferenz Siegfriedviertel, treffen sich regelmäßig (halbjährig) Vertreter von Kommunalpolitik, Polizei, Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Kirche, Gesundheitsamt, Wohnunsbaugesellschaften, Kultur- und Heimatverein und Sportvereinen. Darüber hinaus halten die einzelnen Institutionen in den Stadtteilen/Siedlungen Kontakt zueinander. Dieses sind Gespräche mit Schule, Polizei. Es sind gemeinsame Aktivitäten wie der große jährlich stattfindende Laternenumzug, Straßenfeste, Kinderfeste und Ferienbetreuungen.

Die direkte Zusammenarbeit mit den beiden Grundschulen Kralenriede und Schuntersiedlung, als auch die mit der GTS-Schuntersiedlung gestaltet sich zunehmend positiv. Diese Entwicklung muß fortgesetzt werden, damit für die Zukunft ein kurzer Weg der Informationen, des zügig gemeinsamen Handelns und ein gegenseitig schnelleres Vertrauen besteht.

5. Besucherstruktur

Die Zielgruppe, bzw. Besucherstruktur im Heinrich-Jasper-Haus umfasst im Kern die Altersbereiche sechs bis ca. 21 Jahre. Die intensive Arbeit mit Kindern (6 – 10 J.) in der offenen Tür ist ein fester Bestandteil in unserer Einrichtung. Dieser Altersbereich besucht die wöchentlichen Gruppenangebote, die bedürfnis- und erfolgsorientiert pädagogisch angeleitet und durchgeführt werden. Hinzukommen die Kinder aus der GTS, die nach dem offiziellen Betreuungsende oftmals im Heinrich-Jasper-Haus bleiben. Die Jahrgänge 11 bis 15 Jahren nehmen zunehmend niedrigschwellige Angebote an. (Kicker, Billard, Tischtennis, Playstation, Internetstation) Der Besucherkreis der 11- bis 15-jährigen frequentiert unsere Einrichtung wochentags besonders stark bis ca. 19 Uhr. Der Altersbereich 16 bis 17 Jahren besucht uns nur sporadisch und wenn, nur mit gezielten Wünschen. (Bewerbung schreiben, persönliches Gespräch führen, gemeinsame Grillabende, mal vorbeischauen) Erwachsene jugendliche Besucher sind „Ehemalige“, die mit dem Heinrich-Jasper-Haus aufgewachsen sind. Dieser Altersbereich engagiert sich ehrenamtlich in der Einrichtung. (Einsatz bei Großveranstaltungen, Durchführung von Angeboten im O.T., Kinder- und Jugendfreizeiten und Jugendbildungsseminaren)

Die Besuchergruppe der 6- bis 10-Jährigen kommt zum überwiegenden Teil aus gut situierten Familien, wobei der Anteil derer, die aus Ein-Elternfamilien kommen, zunehmend mehr geworden ist. Bei den11- bis 15-Jährigen stellen wir vermehrt häusliche Armut fest, eine steigende Anzahl kommt aus Familien mit Migrationshintergrund.

Die Besuchergruppe der jungen Erwachsenen ist als eine homogene Gruppe zu bezeichnen, die sich mit der Einrichtung identifiziert. Ausbildung und/oder ausgeübter Beruf ist in dieser Gruppe vorhanden. Im Altersbereich der 11- bis 15-Jährigen ist vermehrt Gewaltbereitschaft im schulischen Bereich zu beobachten. Diese Differenzen versuchen wir in unserer Einrichtung mit den betroffenen Besuchern im Gespräch zu analysieren und zu regeln. Gewalt ist im Heinrich-Jasper-Haus kein Thema, hier ist das Verhalten der angesprochenen Besuchergruppe ein ganz anderes als außerhalb. ( Schule, Zuhause, Umfeld)

6. Handlungskonzept für die offene Tür Arbeit

6.1 Arbeitsgrundlagen

Die Befähigung zur Selbstbestimmung und die Stärkung des Selbstbewusstseins geschieht durch das Erkennen, Aufgreifen, Vertiefen und Entwickeln persönlicher Fähigkeiten und Fertigkeiten durch Bestätigung und Erfolg. Die soziale Kompetenz wird durch das gezielte Einüben von Verantwortung, durch unterschiedliche Formen der Mitgestaltung und Mitbestimmung gefördert. Vorrausetzung für erfolgreiche offene Kinder- und Jugendarbeit ist eine professionelle Beziehung zwischen pädagogischen Fachkräften und dem Klientel.

Wir leiten Aktivitäten und Projekte für Kinder und Jugendliche in verschiedenen Freizeitbereichen an und unterstützen sie dabei eigene Ressourcen zu entdecken, sie weiter zu entwickeln und konstruktiv einzusetzen. Durch eine Bedarfs- und Lebensweltorientierung ergibt sich ein hohes Maß an Flexibilität in der Programmgestaltung. Hierbei lernen sie, dass es möglich ist, Ideen und Interessen mit Anderen gemeinsam zu verwirklichen, wenn sie gleichzeitig bereit sind, durch persönliches Engagement für sich und andere Verantwortung zu übernehmen.

Die Professionalität unserer Arbeit ist gekennzeichnet durch die Authentizität der Mitarbeiter und das Bestreben einer kontinuierlichen Beziehungsarbeit. Wir stehen den Kindern und Jugendlichen als Bezugspersonen zur Verfügung und geben ihnen die Möglichkeit, mit uns ihre persönlichen Problemlagen zu reflektieren und Handlungsstrategien zu entwickeln. Insofern sind wir den Jugendlichen offene AnsprechpartnerInnen bei Problemlagen in der Schule, bei der Arbeitssuche, mit dem Freund oder der Freundin, mit dem eigenen Körper oder beim Konsum von Rauschmitteln sowie bei Gewalterfahrungen. Durch eine sinnvolle Vernetzung im Sozialraum haben wir die Möglichkeit besser auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen zu reagieren. Anleitung und Befähigung zur Selbstorganisation/gestaltung/-verwaltung Jugendlicher kann nur gelingen, wenn Eigenverantwortlichkeit ernst genommen und zugelassen wird und ein Vertrauensverhältnis zwischen Pädagogen und Jugendlichen entsteht. Dieser partizipatorische Grundsatz nimmt für uns einen zentralen Stellenwert ein. Die Jugendlichen müssen an der Gestaltung ihrer Lebensräume beteiligt werden, sowie an den Methoden und Entscheidungen, die diese betreffen. Diese akzeptierende Arbeit hat eine wichtige Integrationswirkung und stärkt das demokratische Bewusstsein. Diesbezüglich verhandeln wir mit Kindern und Jugendlichen partnerschaftlich und demokratisch über Rahmenbedingungen, Zeiten und Regelwerke für die Aneignung von Räumen.

Wie auch sonst im Leben, wenn Menschen aufeinander treffen, spielt die Kategorie Geschlecht im Jugendzentrumsalltag eine Rolle. Geschlechtsspezifische Arbeit wird nicht nur in den Angebotsreservaten einer Mädchen bzw. Jungengruppe abgehandelt. Dies ist von besonderer Bedeutung, weil eine nichtgeschlechtsspezifische Jugendarbeit Gefahr läuft, die traditionelle Dominanz der Jungen in der Offenen Arbeit hinzunehmen, statt offensiv nach Gegenstrategien zu suchen. Unsere Aufgabe sehen wir zunächst einmal darin, Jungen und Mädchen zu ermuntern, sich von überkommenen (weil einengenden) Geschlechterrollen zu emanzipieren, mit dem Ziel auf der Basis eines geschlechtsspezifischen Selbstbewusstseins faires und auf Verständigung ausgerichtetes Umgehen miteinander auszuprobieren.

Diesbezüglich greifen wir geschlechtsspezifische Besonderheiten thematisch auf, mit der Zielsetzung Benachteiligung abzubauen und Gleichberechtigung zu fördern. Hier liegen wir im Widerspruch zu den prägenden Einflüssen mächtiger Sozialisationsinstanzen (Familie, Clique). Unsere Chance liegt darin, Erlebnisse zu vermitteln und Auseinadersetzungen zu initiieren, die erfahrbar machen, dass ein partnerschaftliches Rollenverständnis letztlich allen Beteiligten (auch den Jungen!) neue, größere Handlungsfreiräume eröffnet. Voraussetzung hierfür ist eine bewusste Reflexion der eigenen Geschlechterrolle unsererseits.

6.2 Pädagogische Ziele

• Gesellschaftliche Teilhabe

Die Angebote und Strukturen unserer Kinder- und Jugendarbeit sollen eine gesellschaftliche Teilhabe der Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft ermöglichen. Sie dienen der Verbesserung der Lebensverhältnisse im Sinne einer sozial gerechten Teilhabe und Chancengleichheit.

• Soziales Lernen und Chancengleichheit

Die Kinder und Jugendlichen sollen unabhängig von ihrer Biografie befähigt werden, soziale Kompetenzen zu erlangen. Wir bieten Angebote und Strukturen die das soziale Lernen, den sozialen Ausgleich fördern und dem Abbau sozialer und gesellschaftlicher Benachteiligung entgegenwirken sollen.

• Prävention

Die Angebote unserer Kinder- und Jugendarbeit sollen einer Gefährdung entgegenwirken. Prävention in diesem Sinne versteht sich auf primärer, sekundärer und tertiärer Ebene.

• Identitätsbildung

Flexible bedarfs- und bedürfnisorientierte Freizeit- und Bildungsangebote fördern die altersgemäße Persönlichkeitsentwicklung und bieten Raum für Identitätsfindung.

• Erlebnis- und Freiräume

Unsere Kinder- und Jugendarbeit bietet Freiräume und Entfaltungsmöglichkeiten für Lernprozesse, die zur Identifikation mit demokratischen Grundprinzipien führen und fördernd auf die Persönlichkeitsentwicklung wirken.

• Lobbyarbeit

Wir sind eine Interessenvertretung der Kinder und Jugendlichen in unserem Stadtteil. Mit ihnen gemeinsam werden Veränderungen und Entwicklungen reflektiert und thematisiert. In den entsprechenden Gremien (Bezirksrat) und in der Öffentlichkeit werden die Rechte, Bedarfe und Bedürfnisse der Klientel nach außen hin artikuliert und vertreten.

7. Schwerpunkte

7.1 Offene Kinderarbeit

Die Besuchergruppe der 6 – 12 jährigen Kinder ist ein fester Bestandteil im Heinrich – Jasper – Haus. Ein Teil der Kinder kennt das Haus schon durch den Besuch der Eltern – Kind – Gruppen und des Kindergartens und ist somit mit der Struktur des Hauses vertraut.
Die Lebensbedingungen der Kinder haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Der Einfluss der Medien ( Fernsehen, Playstation, Nintendo DS, Computer ) verändert in verstärktem Maße den Alltag der Kinder. In der offenen Kinderarbeit ist deshalb ein hohes Maß an Flexibilität gefordert um den Ansprüchen und den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden.

Für uns ist es wichtig, ihnen eine klare Orientierung für Alltag und Zukunft zu geben. Deshalb erfüllt die offene Kinderarbeit heute eine Menge von Funktionen.
Die pädagogische Arbeit im Kinderbereich bietet eine Angebots – und Verhaltensstruktur, die den Besuchern sowohl Freiräume ermöglicht gleichzeitig jedoch die Einhaltung von Regeln und Grenzen erfasst. Das Heinrich – Jasper – Haus bietet soziale Erlebnis – und Erfahrungsräume, die täglich ab 13:00 Uhr von allen Kindern freiwillig und gefahrlos genutzt werden können. Es besteht die Möglichkeit sich mit Gleichaltrigen zu treffen, zu toben, zu spielen, zu klönen und sich aufzuhalten. Zusätzlich bieten wir montags den Kids Treff an, der von einer pädagogischen Mitarbeiterin betreut wird. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass es gerade für jüngere Kinder wichtig ist eine erwachsene Bezugsperson zu treffen. Dadurch erhalten sie die Sicherheit sich langfristig im OT Bereich aufzuhalten. Im Vordergrund des Kids Treff steht die Heranführung der Besucher an alle Möglichkeiten, die das Haus bietet.

7.2 Mädchenarbeit

Im Alltag des Kinder- und Jugendzentrums spielt die Kategorie Geschlecht eine zentrale Rolle, woraus sich für uns ein besonderer Schwerpunkt ergibt, der ganzheitlich parteilichen Mädchenarbeit. Eine nicht geschlechtsspezifische Jugendarbeit läuft Gefahr, die traditionelle Dominanz der Jungen in der Offenen Arbeit als gegeben hinzunehmen, statt offensiv nach Gegenstrategien zu suchen.
Parteilichkeit heißt für uns in diesem Sinne Mädchen ernst zu nehmen, auf allen Ebenen zu fördern und gemeinsame Strategien zu entwickeln, die eine selbstbewusste und selbst bestimmte Lebensführung ermöglichen. Insofern sehen wir in der Arbeit mit Mädchen unsere zentrale Aufgabe in der Ermutigung, sich jenseits der Grenzen der von außen zugewiesenen Geschlechterrolle auszuprobieren. Ziel ist, die Möglichkeiten und Grenzen der eigenen Persönlichkeit neu auszuloten, um auf der Basis der dabei erfahrenen Kompetenzerlebnisse ein stabileres Selbstbewusstsein und letztlich eine erweiterte Handlungsautonomie zu entwickeln. Geschlechtsspezifische Besonderheiten werden thematisch aufgegriffen und bearbeitet mit der Zielsetzung, Benachteiligungen abzubauen und Gleichberechtigung zu fördern. Dies soll aber nicht bedeuten, alles Handeln von Mädchen unkritisch und /oder positiv zu bewerten.
Ausgehend von unserer Beobachtung, dass im Offenen Tür Bereich der Anteil der Mädchen im Alter von sechs bis zehn Jahren vor allem im Kinderbereich durch Kreativangebote und beispielsweise den „Kids-Treff“ vergleichsweise stark frequentiert wird, entwickeln sie meist mit Beginn der Pubertät Hemmungen und treten nicht mehr so offen auf oder bleiben der Einrichtung völlig fern. Demzufolge ist es für uns von besonderer Bedeutung schon im Vorfeld den Übergang zwischen Kinder- und Teenybereich frühzeitig pädagogisch aufzugreifen. Den Mädchen werden Erlebnisräume und Zeit zur Verfügung gestellt, in denen sie alternative Orientierungsmuster und Identifikationsmodelle ohne Erwartungshaltung Dritter entwickeln und festigen können. Sie sollen ihre Wege finden, damit sie auch während der Pubertät die Einrichtung besuchen.
Diesbezüglich wird ihnen ein Freiraum zur Verfügung gestellt sich altersspezifisch in einem Mädchentreff in unserer Einrichtung organisieren zu können. Die ersten Kontakte zu in Frage kommenden Mädchen knüpften wir im OT-Bereich durch Gespräche und gemeinsame Spiel- und Bastelaktionen. Bei den Mädchen bestand sehr wohl das Bedürfnis auch mal etwas ohne Jungen machen zu wollen, woraufhin der Mädchentreff in das Leben gerufen wurde. Die Mädchen treffen sich einmal wöchentlich für zwei Stunden in einem Raum, der in dieser Zeit nur für sie zur Verfügung gestellt wird. In dieser Zeit sollen sie sich in Ruhe ausprobieren dürfen, ihre schöpferischen Fähigkeiten und handwerkliches Geschick entwickeln, um so eine Stärkung des Selbstwertgefühls herbeizuführen.
Die Mädchen wurden von uns aufgefordert, eigene Vorstellungen und Bedürfnisse bezüglich der Gestaltung der wöchentlichen Mädchentreff´s anzumelden. Hierfür haben sie extra eine Wunschliste ausgearbeitet. Daraus entwickelten wir eine Mädchenpost, die monatlich an alle interessierten Mädchen geschickt wird. Durch den Grundgedanken der Partizipation stand die Förderung der Eigeninitiative und das Mittragen von Gruppenentscheidungen im Vordergrund.
Die Wünsche der Mädchen konzentrierten sich überwiegend auf „typische Mädchenaktivitäten“ im hauswirtschaftlichen und kreativen Bereich, so genannte weibliche Fähigkeiten und Eigenschaften, die eher deklassiert werden und durch die Mädchenarbeit neu aufgewertet werden. Auf diese reine Angebotsform sind wir zunächst bewusst eingegangen und haben gleichzeitig durch das Schaffen einer vertrauensvollen Atmosphäre eine tragfähige Beziehung zu den Mädchen aufgebaut, die es den Mädchen ermöglicht, sich zu öffnen und Probleme zu äußern. Aufbauend auf dieser Basis sehen wir zukünftig unsere Aufgabe darin, mädchen- aber auch jugendrelevante Themen wie Freundschaft, Liebe, Aufklärung, Drogen, etc. in unserer Arbeit aufzugreifen.
Diese intensivere Auseinandersetzung mit den eben genannten Inhalten soll unter anderem in Form thematischer Projektarbeit in einem Mädchentag oder einem Mädchenbildungsseminar umgesetzt werden.
Exklusiv für die Mädchen bieten wir des weiteren bestimmte spielerisch-sportliche Turniere und abenteuer-erlebnisorientierte Aktivitäten wie zum Beispiel Klettern, Kanufahrten, Wochen- und Ferienfreizeiten an, damit sie sich frei von männlichen Dominanzgebaren auch solche Erfahrungsfelder erschließen können, in denen „vermeintlich“ Jungen sowieso immer alles besser können.

7.3 Jungenarbeit/Jungengruppe

Resultierend aus einer überwiegend männlichen Besucherklientel des Kinder- und Jugendzentrums Heinrich – Japser – Haus, erfolgen der Auftrag sowie die Umsetzung einer geschlechtsspezifischen Jungenarbeit. In erster Linie bieten wir durch eine transparente Präsenz im Offenen-Tür-Bereich, sowie durch höherschwellige Angebote in Jungengruppen, Orientierung, Reibungspunkte sowie einen Bereich des Kennenlernens und Ausübens eigener Stärken und Schwächen an.
Jungen sind wenig darin geübt ihre eigene Geschlechterrolle als Teil ihrer Identität wahrzunehmen, was sich durch unüberlegtes, nur im Nachhinein oder gar nicht reflektiertes Verhalten gegenüber Anderen zeigt. Oft erleben Jungen eigene Defizite als persönliche Fehler, die Teil eines individuellen Versagens sind, was dazu führt, dass Jungen auch persönliche individuelle Lösungsstrategien suchen. Sie erleben Versagen als Teil des Einzelnen, sehen nicht, dass andere Jungen ebenfalls, auf die gleiche Weise versagen. Zudem streben Jungen, verstärkt durch suggerierten Konkurrenzdruck, eine möglichst hohe Idealisierung an. Sie bauen sich ein subjektives Ziel auf, welches, intensiviert durch das Umfeld und durch Medien, nie erreicht wird. Somit wächst stetig der Druck, lastend auf den Jungen, diesen Misserfolg durch setzen eines Neuen, vermeintlich höheren Zieles, zu kompensieren. Das Zeigen von Gefühlen oder von Schwäche würde hierbei einer Kapitulation, sowie einem Versagen entsprechen, diesem Druck nicht stand zu halten. Die Handlungsfähigkeiten und Handlungsperspektiven schwinden, was ein gewalttätiges Verhalten begünstigt. Die Jungen sehen sich hierbei eher als Reagierender, nicht als Agierender

Das Ziel ist es, den Jungen ein positives Männerbild zu präsentieren, welches durch zwischenmenschliche Beziehung Problemlagen gewaltfrei bewältigt. Auch soll durch das Sensibilisieren von Gefühlen ein Selbstbewusstsein erlangt werden, das genug Standfestigkeit für einen Ausbruch aus dem Idealisierungsprozess ermöglicht. Zudem versuchen wir eine Vertrauensbasis zu schaffen, die Platz für Versagen ohne Abwertung bietet. Jungen lernen mit anderen Jungen über Probleme zu sprechen, sich Rat zu holen und gemeinsame Erfolgserlebnisse zu durchlaufen. Hierbei spielt die Förderung von Empathie eine große Rolle. Mein Gegenüber zu verstehen, ihn mit seinen Stärken und Schwächen zu akzeptieren und somit das Gefühl von Gemeinsamkeit zu erleben, steht im Vordergrund.
Wir bieten den Jungen im Heinrich-Jasper-Haus einen Raum, sich in verschiedenen Rollenmustern auszuüben. Sie haben die Möglichkeit in Form von Turnieren, sowie diversen Wettbewerben ihr Stärken und Schwächen und ihre Rolle in der Gruppe kennen zu lernen.
Es existiert ein wöchentlicher Jungentreff, der auf höherschwelliger Basis ein direktes Feedback für das Verhalten der Jungen bietet. Die Jungen entscheiden selber, gespickt durch pädagogische Einwürfe, über Angebote und Aktivitäten des Treffs. Die Themen Sexualität, Medien und Sport stehen im Vordergrund. Hierbei ist uns wichtig, ein Männerbild zu präsentieren, welches gegen die übliche Norm angeht und Gefühle und Schwächen zeigt. Die Jungen lernen, dass emotionale Männer keine Weichlinge sind. Voraussetzung ist hierfür eine pädagogische Kraft, die sich ausreichend mit ihrer eigenen Männlichkeit und ihrem Rollenverhalten auseinander gesetzt hat. Authentizität und ehrliche Antworten, die sich nicht hinter pädagogischen Floskeln verstecken, sind elementar. Auch spielt es für uns, als pädagogische Kraft, eine große Rolle, jeden Jungen einzeln zu erfassen, seine Forderung zu erkennen und je nach Bedürfnis unsichtbar oder standfest tätig zu werden.
Des Weiteren haben Jungen die Möglichkeit, in Gesprächen Nähe und Rat zu suchen, indem sie beispielsweise über familiäre Probleme sprechen. Eine langsame Herangehensweise an zwischenmenschliche Themen wie Beziehung und Liebe fordert ein großes Maß an Vertrauen, welches in einer Gruppe, sowie zum Gruppenleiter, nur entstehen kann, wenn keine Angst vor Abwertung und “ausgelacht werden“ existiert.
Im Allgemeinen ist es wichtig nicht nur die negativen Aspekte, auf denen Pädagogik so oft ruht, als Anlass zu nehmen tätig zu werden, sondern positive Perspektiven zu schaffen und zu fördern.
Die Frequentierung der männlichen Klientel im Jugendzentrum sowie in der Jungengruppe, bildet unser deutlichstes Qualitätssicherungsmerkmal. Jugendliche im Allgemeinen kehren nur zu Orten zurück, an denen sie sich wohl fühlen.
Ein zusätzliches Merkmal ist das Vertrauen, welches uns in Einzelgesprächen entgegengebracht wird. Das Erfassen und Aufrechterhalten einer freundschaftlichen Beziehung, ausgehend von der Klientel, spendet uns, nicht nur persönlich, den Anreiz und das Vertrauen in unsere Arbeit.

7.4 Partizipation

Anleitung und Befähigung zur Selbstorganisation/ -gestaltung /-verwaltung
Ziel jeder offenen Kinder und Jugendarbeit ist es, die Kinder und Jugendlichen in die Planung der Angebote mit einzubeziehen. Diesbezüglich führen wir regelmäßig mündliche Befragungen durch, auch Fragebögen und das Aufstellen einer Wunschbox ermöglicht es uns die Wünsche und Anregungen der Besucher zur Beteiligung an Programmgestaltungen und Aktionen zu eruieren. Methodisch ist dafür notwendig:

• Eigenverantwortung bei der Planung und Durchführung von freizeitpädagogischen Angeboten
• Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen der Mitarbeiterinnen
• Rahmenbedingungen werden vorgegeben, Spielregeln sind auszuhandeln (Hausordnung)
• Mitarbeit als Honorarkräfte oder als Freiwillige mit geringer Aufwandsentschädigung

Wichtig ist dabei ihnen einen eigenen Verantwortungsbereich zu übertragen. Diese Verantwortlichen arbeiten somit kontinuierlich an der Weiterentwicklung der Angebote mit. Diesbezüglich ist der Thekendienst am Nachmittag im Kinderbereich sowie die Abendtheke im Jugendbereich ein ehrenamtliches Tätigkeitsfeld, welches die unterschiedlichsten sozialen Kompetenzen fördert. In diesem Bereich entstehen durch Initiierung der Jugendlichen an verschiedenen Abenden in der Woche besondere Angebote. Der KreativTreff und die Snack-Bar, beides gute Beispiele für die Befähigung zur Selbstorganisation mit hohem Verantwortungspotential. Darüber hinaus haben die ehrenamtlichen Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit sich im Rahmen von Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Sommerfest, Laternenumzug, etc. in die Planung und Durchführung einzubringen.

8. Handlungsfelder

8.1 Freiwilligkeit

Ein festes Programm oder Angebot ist nicht zwingend nötig. Vielmehr steht die Freiwilligkeit im Vordergrund. Die Offenheit und Freiwilligkeit ist der Grundsatz der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Die offene Türarbeit bildet das Zentrum unserer Einrichtung. Hier wird es den Kindern und Jugendlichen ermöglicht in einer gemütlichen Atmosphäre Begegnung zu erleben. Einerseits findet Begegnung in einem Raum statt, der weitgehend freigehalten ist von pädagogischen Ansprüchen, Erwartungen und Vereinnahmung, andererseits ist dieser Raum charakterisiert durch eine standartgemäße Ausstattung ( Kicker, Billard, Playstation, Dart, einer großen Auswahl an Gesellschaftsspielen, großes Trampolin, Tischtennisplatte und Musikanlage, Boxsack). Außerdem ist nach Einschätzung und Abstimmung der Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen der Einsatz des Computers mit Internetanschluss sinnvoll. In diesem Zusammenhang ist es wichtig den verantwortungsbewussten Umgang mit diesem Medium Internet, Chatten, Online-Diensten, Online- Spielen, E-Mail etc. zu erlernen und für ihre persönlichen Bedürfnisse zu nutzen. Ein Internet-Führerschein kann erworben werden.

Darüber hinaus wird den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, Kommunikation, Geselligkeit und gemeinsames Leben zu erfahren. Sie treffen sich um gemeinsam zu spielen, den neusten Klatsch und Tratsch auszutauschen oder einfach „abzuhängen“.

Wird ein Angebot durchgeführt kann der Besucher spontan entscheiden, ob er ohne große Verpflichtungen an diesem teilnehmen möchte. Dieses Grundprinzip der Offenen Tür bietet den Kindern und Jugendlichen die Chance, sich losgelöst von schulischer, beruflicher oder familiärer Anforderung zu präsentieren. Der Besucher kann relativ unkonventionell Kommunikation und Interaktionsprozesse mit seinen Mitmenschen eingehen. Dadurch eröffnet sich ihm ein Vielzahl neuer, ihm eventuell unbekannter, Lernterritorien. Uns, als pädagogische Mitarbeiter, steht in diesem Raum die Möglichkeit offen, unbefangen mit den Kinder und Jugendlichen Kontakt aufzunehmen und Beziehungen aufzubauen, ihre Sorgen und Bedürfnisse kennen zu lernen, um diese dann in unser pädagogisches Handlungskonzept zu integrieren.

8.2 Offene Gruppenangebote

Der offene Kinder und Jugendbereich ist immer wieder Ausgangspunkt für spontane Aktionen. Aus diesem Grund ist es notwendig über eine gewisse Materialvielfalt zu verfügen, so dass die Umsetzung dieser Aktionen gewährleistet ist. Neben der eventuell neuen Impulsgebung für eine sinnvolle Freizeitgestaltung spielt das Erleben von Spaß und das Gefühl von Gemeinsamkeit und Identifikation eine große Rolle.

Die Inhalte und die Arbeitsformen müssen in der Angebotstruktur in der offenen Kinder- und Jugendarbeit auf die gruppendynamischen und individuellen Bedürfnisse der Klientel abgestimmt werden. Hier besteht im Besonderen die Möglichkeit, bestimmte Fertigkeiten und Fähigkeiten, sowie soziale Kompetenzen neu zu entdecken und weiter zu entwickeln.

Die offene Gruppenarbeit bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, bei vorhandenem Interesse jederzeit teilzunehmen. Diese Angebotsform ist gekennzeichnet dadurch, dass das jeweilige Angebot nicht an eine bestimmte Personengruppe gebunden ist und eine Teilnahme von neuer Klientel jederzeit möglich ist. Die Gruppenmitglieder treffen sich regelmäßig und haben ein gemeinsames übergeordnetes Thema.

Aktuell findet statt:
• Hausaufgabenhilfe
• Teeny-Küche
• Cafeteria
• Freaky Friday (Kinoabende, Lan-Party´s, andere medienpädagogische Angebote)
• Dance-Sing-Time (Singen und Tanzen mit Mikrophon auf einer Bühne zu selbst gewählter Musik)
• Medienangebote mit Fotoapparat und Videokamera
• Turniere (Yu-Gi-Oh, Kicker, Tischtennis, Billard, Dart, …
• Bastel- und Kreativangebote
• Bewerbungstraining
• Bewegungsangebote (Volleyball, Fußball, Basketball, Trampolin, …)

Diese Angebotsformen sind geprägt durch Komponenten wie der Vermittlung von Fertigkeiten und Wissen und dem pädagogischen Interaktionsprozess.

8.3 Veranstaltungen und Projekte mit Zielgruppen

Projekte mit Kindern und Jugendlichen bieten die Möglichkeit in einem bestimmten Zeitrahmen festgelegte Ziele erreichen zu können. Von besonderer Bedeutung bei der Organisation ist, dass die Kinder und Jugendlichen vom Anfang bis zur Beendigung der Aktivität mit in den Planungsprozess und vor allem auch in die konkrete Durchführung involviert werden. Da in den meisten Fällen die Kreativität der Kinder und Jugendlichen gefordert ist, zeigen sie in diesem Bereich oftmals ein großes Interesse.

In dieser Arbeitsform kann jedes Kind, jeder Jugendliche Lernerfahrungen für das praktische Leben und Lernerfahrungen in sozialdynamischen Prozessen gewinnen. Sie sollen hier die Möglichkeit haben, selbst bestimmt zu lernen, ihre Fähigkeiten, Fertigkeiten und ihre soziale Kompetenz zu erweitern. Die Angebotspalette richtet sich nach den Qualifikationen der Mitarbeiter/innen. Im Rahmen unserer Möglichkeiten erweitern wir dieses Spektrum kontinuierlich und suchen uns dabei auch Unterstützung von außen. Verschiedene Veranstaltungen und Projekte werden genutzt, um den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben sich sportlich und kreativ zu verwirklichen. Besonders hervorzuheben sind hier:

• Musik- und Tanzaufführungen bei einer Gala
• Zeitungsgruppe (Kooperation mit Schule / Jahrbucherstellung)
• Disco-Team (Planung von Discoveranstaltungen)
• Modellbau

8.4 Erlebnisorientierte Freizeiten

Im Vordergrund bei einer Kinder und Jugendfreizeit steht in erster Linie der Erholungsaspekt. Über einen längeren Zeitraum gemeinsam unterwegs sein, gemeinsam etwas unternehmen, zu erleben, beinhaltet die Möglichkeit des sozialen Lernens, der Mitbestimmung und der Mitbeteiligung für das Gelingen solch einer Freizeitmaßnahme. Im Laufe einer Freizeit haben die Kinder und Jugendlichen die Chance neue Leute kennen zu lernen und sich außerhalb familiärer Grenzen zu bewegen. Die Kinder und Jugendlichen müssen sich, bedingt durch die verminderten Ausweichmöglichkeiten, auf den Prozess der Auseinandersetzung und der Konfrontation einlassen und adäquate Konfliktlösungsstrategien entwickeln. Zusammenfassend bietet eine Wochenend- bzw. Ferienfreizeit außer dem Erholungsaspekt ein großes Repertoire der Lernerfahrung. Darüber hinaus findet jedes Jahr in den Schulferien ein Ferienprogramm statt, das sich ein wenig von den sonstigen Angebotsstrukturen unterscheidet. Die Aktivitäten reichen vom gemeinsamen Frühstück und Kochaktionen bis zu kreativen Bastel-, Spiel- und Malangeboten. Verschiedene Sportaktivitäten und Ausflüge werden von den Kindern und Jugendlichen gern angenommen. Diese Ferienfreizeiten beziehungsweise Aktionen besitzen einen hohen pädagogischen Stellenwert und bieten optimale Voraussetzungen, längerfristige und belastbare Vertrauensbeziehungen aufzubauen.

8.5 Einzelfallhilfe

Individuelle Hilfe bei persönlichen Problemen, oft genug erst in akuten Krisensituationen eingefordert, ist für manche Jugendlichen das Wertvollste, was wir ihnen bieten können. Einerseits setzt die Bereitschaft, solche Unterstützung überhaupt in Anspruch zunehmen, ein gewisses Maß an persönlicher Beziehung zum Sozialarbeiter/Pädagogen voraus, andererseits bieten sich in einem solchen Prozess besondere Chancen zum Beziehungsaufbau. Bei besonderen Problemlagen vermitteln wir die Betroffenen an darauf spezialisierte Institutionen weiter.

9. Kooperation mit der Ganztagshauptschule Schuntersiedlung

Seit rd. 6 Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Heinrich-Jasper-Haus und der GHS Schuntersiedlung.

Die Schüler/-innen haben bereits Faschingsfeste, Klassenfeste und Weihnachtsfeiern in „ihrem Heinrich“ gefeiert. Schulprojekte wie das Projekt „Elternschaft lernen – Babyprojekt“ sind in den Räumlichkeiten des Jugendzentrums durchgeführt worden. Die Schülerdisco, Grillnachmittage gehören zu einer beliebten wiederkehrenden Veranstaltung der Schule im Heinrich-Jasper-Haus. Im Rahmen der Einführungsphase neuer Klassen haben die neuen Schüler/-innen im Klassenverbund das Jugendzentrum besucht und kennen gelernt. Die Einrichtung der Hausaufgabenhilfe für die 5. und 6. Jahrgänge des Schuljahres 2004/2005 im Heinrich-Jasper-Haus stellte eine feste Größe in der bisherigen Zusammenarbeit dar. Die Ganztagsschulbetreuung in Form der Hausaufgabenhilfe für die Ganztagsschüler/-innen der 5. Jahrgänge im Schuljahr 2005/2006 wurde mit dem Heinrich-Jasper-Haus bereits durchgeführt. Mit dem Schuljahr 2006/2007 bietet das Heinrich-Jasper-Haus in der Ganztagschulbetreuung zusätzlich zwei Arbeitsgemeinschaften für die Schüler/-innen des 5. und 6. Jahrganges an. Im laufenden Schuljahr 2007/2008 ist der 7. Jahrgang in die Ganztagsschulbetreuung dazu gekommen.

Das Heinrich-Jasper-Haus unterstützt mit seinen personellen und infrastrukturellen Ressourcen die außerschulische Ganztagsschulbetreuung mit der Ganztagshauptschule Schuntersiedlung. Die Zusammenarbeit zwischen der Ganztagshauptschule Schuntersiedlung und der Kinder- und Jugendeinrichtung Heinrich-Jasper-Haus kommt vor allem den Schülerinnen und Schülern bzw. den Jugendlichen zu gute. Beide Kooperationspartner haben trotz unterschiedlicher Kernaufgaben und Arbeitsweisen das gemeinsame Ziel, die Jugendlichen in ihren sozialen und kulturellen Kompetenzen zu fördern und ihr Wissen und ihre Fertigkeiten zu erweitern.

Die Kooperation der Ganztagshauptschule Schuntersiedlung und dem Heinrich-Jasper-Haus versucht, gemeinsam weitere Schritte mit den Jugendlichen /Schülerinnen und Schülern in Richtung Schule zu gehen, die vom reinen Lernort zum umfassenderen, wirklichkeitsnahen Lebensort heranwächst. An diesem Lebensort überschneidet sich in ganzheitlicher Sicht die fachliche Arbeit von Jugendhilfe und Schule zum Vorteil der Jugendlichen.

Ziel dieser Kooperation ist die effektive Bündelung von gemeinsamer Arbeit der beiden Fachlichkeiten Jugendarbeit und Schule im o. g. Überschneidungsbereich; aber ohne die Besonderheiten und die fachspezifischen Kompetenzen des eigenen Fachgebietes aufzugeben.

10. Schulkindbetreuung

Seit Beginn des Jahres 2007 besteht in Kooperation mit der Grundschule Schuntersiedlung eine Schulkindbetreuungsgruppe für 12 Kinder. Sie umfasst schulpflichtige Kinder aus den Klassen 1-4 dieser GS. Mit Beginn des Schuljahres 2007/2008 besteht in Kooperation mit der Grundschule Kralenriede eine Schulkindbetreuungsgruppe für 20 Kinder. Sie umfasst schulpflichtige Kinder aus den Klassen 1-4 dieser GS.

Die Kooperationspartner haben trotz unterschiedlicher Kernaufgaben und Arbeitsweisen das gemeinsame Ziel, die Kinder in ihren sozialen und kulturellen Kompetenzen zu fördern und ihr Wissen und Fertigkeiten zu erweitern.

11. Schlussbemerkung

„Jung und Alt unter einem Dach“, so wie in der Einleitung genannt bedeutet für die Zukunft immer wieder eine Herausforderung für die Einrichtung und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Eine sich wandelnde Gesellschaft, in der durch vielfältige Begebenheiten Werte und Normen schon bei Kindern nicht mehr die Bedeutung finden, geringere Zukunftsperspektiven, Arbeitslosigkeit, geringere Wertschätzung der Person als Individuum in der Gesellschaft, alles das sind Kriterien, die zum Handeln in der Zukunft wichtig sind. Unser Konzept haben wir mittelfristig angelegt. Im Jahr 2010 werden wir die Inhalte auf Richtigkeit, Wirksamkeit überprüfen und entsprechend ergänzen oder anpassen.

Unser Leitgedanke für die Zukunft lautet: „ Wer in die Zukunft will wirken, erhalte der Jugend dieses Haus!“